Dieses Buch über die EWIV in Italien ist auf Italienisch erschienen, sein Autor ist der polyglotte Rechtswissenschaftler Alessio Bartolacelli, Professor für Wirtschaftsrecht, insbesondere Europäisches Gesellschaftsrecht, an der Universität Macerata. Das Buch erschien 2014, nachdem sein Verfasser ein mehrjähriges MARIE-CURIE-Projekt im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union auch in Kooperation mit dem Europäischen EWIV-Informationszentrum absolvierte. Weiterer Partner des Projekts war die Universität Trento sowie die Autonome Provinz Trento, und das konkrete Projekt hieß „EWIV/EVTZ – TN“ (EVTZ für Europäische Vereinigung für territoriale Zusammenarbeit – existiert ca. 50 x in der EU; TN für Trento) zur Entwicklung transnationaler Kooperationsinstrumente für die Entwicklung des Territoriums und der Wirtschaft im Trentino. Das Trentino ist jenes italienische Gebiet südlich von Südtirol bis zum Gardasee, das auch die schönsten Teile der Dolomiten umfasst, darunter auch eine Region der interessanten Sprachminderheiten der Ladiner.
Das Buch ist eines der neueren Abhandlungen über die EWIV, auch nachdem die meisten direkt nach 1985 (Datum des Inkrafttretens der EWIV-Verordnung) bzw. 1989 (Datum des Inkrafttretens der jeweiligen nationalen Ausführungsgesetze; ab 1.7.1989 konnten EWIV gegründet werden) geschrieben wurden, Seit 1985 wurde in der EWG-Verordnung 2137/85 kein i-Punkt geändert. Sein Titel stellt ein feinsinniges Wortspiel dar. Auf Deutsch: Die „italienische“ EWIV zwischen Gesellschaft und Gesellschaft- Das deutsche Wort für „impresa“ ist „Gesellschaft“ im Sinne von „company“, das für „società“ ebenfalls „Gesellschaft“ im Sinne von „society“.
Inhaltlich werden zunächst, durchaus verständlich auch für (italienisch-sprachige) Nicht-Juristen, die Rechtsgrundlagen in ihrem Zusammenhang behandelt, u. a. die Mitglieder einer EWIV, sodann der Sitzstaat, die Voraussetzungen des europäischen Charakters, und die Frage, wann eine EWIV sich „italienisch“ nennen kann. Auch die Verlegung des Sitzes einer EWIV spielt eine Rolle, sowohl nach formellen wie auch nach faktischen Kriterien. Schließlich folgt noch ein Kapitel über Funktionen, Tätigkeitsbereich sowie die Tätigkeiten einer GEIE. also einer EWIV auf Italienisch (Gruppo europeo di interesse economico – im Gegensatz zu den späteren EU-Gesellschaften, SE oder SCE, hat die EWIV noch keinen lateinischen „Verkehrsnamen“.
Durchaus ist dieses Stück EWIV-Literatur theoretisch und rechtsdogmatisch sehr fundiert, und das in einer verständlichen Sprache. Es ist aber auch durchaus praktisch orientiert. Dabei fällt zum einen auf, dass das zweite Drittel mit „EWIV und Gesellschaft“, also Unternehmen, überschrieben ist, das dritte mit „EWIV und Gesellschaft“, also Italien als Ganzes. Es dürfte sich hier um die einzige Literatur handeln, die – Seite 132 ff. – die Frage behandelt, ob und warum man mehr EWIV zwischen landwirtschaftlichen Mitgliedern gründen sollte. Im zweiten Kapitel werden auch Fragen behandelt, wie z. B. Freiberufler und EWIV, die innere Organisation etc. Im dritten Kapitel hingegen geht es u. a. um die Haftung, der Mitglieder, um das Personalitätsprinzip, auch um die Frage, warum die EWIV nicht ohne weiteres eine EWIV mbH werden kann.

Alles in allem ein nach wie vor hochaktuelles Buch, das nicht wie die meisten anderen Bücher z. B. im deutschen Sprachraum der ersten Jahre dieser Rechtsform mit schwerer Feder, sondern mit einem eher mediterran anmutenden Florett geschrieben wurde.
Alessio Bartolacelli: Il GEIE „italiano“ tra impresa e società. Collana della Facoltà di Giurisprudenza dell’Università degli Studi di Trento ( = Die „italienische EWIV zwischen Gesellschaft und Gesellschaft. Schriftenreihe der Juristischen Fakultät der Universität Trento). Napoli 2014, Editoriale Scientifica, 256 Seiten, 19,00 EUR. ISBN 978-88-6342-691-5. . Internet des Verlags: http://www.editorialescientifica.com
Auch als eBook unter Open Access/Creative Commons-Lizenz im Open Access-Unitn eprints Research Archive veröffentlicht: http://eprints.biblio.unitn.it/